Samstag, 26. September 2009

Ich zur Bundestagswahl

26. September 2009
Meine Erststimme bekommt Johannes Heesters

„Zippert zappt“ in der heutigen Ausgabe der „Welt“ zur Bundestagswahl. Jede dieser Glossen ist ein Lesevergnügen - also diese auch. Sie endet so: „Steinmeier will sich am Sonntag nach der Wahl persönlich bei jedem seiner Wähler bedanken. Er rechnet damit, gegen 19.15 Uhr fertig zu sein, und steht dann für Interviews zur Verfügung.“ So könnte es kommen - aber erst einmal müssen wir zur Wahl gehen. Dazu sind wir heute vom Bundespräsidenten ermahnt worden. Schließlich habe es schon Zeiten gegeben, da sei man verfolgt worden, wenn man eine demokratische Entscheidung treffen wollte.

Das ist nicht mehr so - deswegen verfolgen mich andere - und zwar Gedanken. Wie dieser: Wie viele Wählerinnen und Wähler wissen eigentlich, was Erst- und was Zweitstimme bedeuten? Bei einer Umfrage ist vor Jahren im Schwarzwald herausgekommen: Die meisten halten die Erststimme für wichtiger als die Zweitstimme. Ganz sicher sind sie aber nicht. Deswegen suchen sie die sichere Seite und machen beide Kreuze bei derselben Partei. Das könnte an diesem Wahlsonntag dazu führen, dass die CDU mehr Abgeordnete in den Bundestag schicken kann als dieser Partei nach ihrem Zweitstimmenanteil zustehen. Wahlforscher sagen: 44 bis 45 Prozent der Zweitstimmen für CDU, CSU und FDP könnten für die Mehrheit reichen.

Das ließe sich verhindern, wenn alle, die nicht die so genannten „bürgerlichen Parteien“ wählen, ihr Erststimmen-Kreuz bei der SPD machen. In den meisten Wahlkreisen haben die Direktkandidaten der anderen Parteien eh keine Chance.

Ich allerdings treffe eine andere Wahl. Grund: Ich wohne in Wilhelmshaven und wenn ich mir so die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD, der Grünen und der Linken anschaue, beschleicht mich das Gefühl, dass sich mein Wahllokal in einem Altenheim befindet, ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Deshalb werde ich mich auf den 27. September gut vorbereiten und für die Erststimme ein selbstklebendes Etikett mitnehmen. Darauf steht: „Hier fehlt eigentlich nur noch: Johannes Heesters (105), Partei der über 100-Jährigen.“

Damit wäre meine Erststimme zwar ungültig, macht aber für die Zweitstimme nichts: Sie zählt. Außerdem könnte Johannes Heesters auch dann nichts anrichten, wenn er kandidieren würde, denn wie ich die Behörden kenne, wird er im nächsten Jahr von den Behörden eingeschult, weil sie ihn für einen Sechsjährigen halten.

Als ABC-Schütze würde er also miterleben, dass hier zu Stadt zwei Kohlekraftwerke gebaut werden. Das hat jüngst die „Financial Times“ gemeldet. Das verhindern weder die Bundestagskandidatin der SPD noch der Bundestagskandidat der Grünen. Johannes Heesters zwar auch nicht - aber siehe Wahllokal.

Sonntag, 13. September 2009

Ein neues Wort

13. September 2009
Wie staatsfrauisch ist Angela Merkel?

"Mal schlagfertig, mal staatsmännisch – Angela Merkel in Wiesbaden", titelt am 11. September 2009 eine Lokalzeitung. Die Sozialdemokraten ärgern sich. Sie wollen immer noch mit der Bundeskanzlerin in den Wahlkampf ziehen. Aber das gelingt auch Frank-Walter Steinmeier heute Abend beim TV-Duell nicht.

Die 55-Jährige wird eine Hand auf das Pult legen, mit der anderen Hand wird sie mal hier- mal dorthin zeigen und die jeweils 90 Sekunden für wohlüberlegte Statements nutzen. Das Duell mit Gerhard Schröder hängt ihr noch nach. 2005 ist sie kurz vor dem Ziel fast noch abgefangen worden, weil sie sich ein Steuerkonzept eingefangen hatte, das schnell wieder in der Schublade verschwand.

Heute Abend zieht Angela Merkel nicht als Herausforderin und ohne heftig diskutierte Steuerpläne ins TV-Duell, sie ist die Amtsinhaberin ohne Steuerkonzept. Da ist der Puls nicht so hoch und Steinmeier ist verglichen mit dem damaligen Medienkanzler verbal ein laues Lüftchen.

Bleibt nur die Frage: Wie staatsmännisch kommt Merkel rüber? Oder kann sie eigentlich gar nicht staatsmännisch sein, weil sie eine Frau ist? Müsste das richtige Wort lauten: staatsfrauisch? Bei google gibt es dafür schon über 700 Einträge. Bleibt Merkel Kanzlerin, dürften weitere hinzu kommen. Bis dieses Wort auch im Duden steht.