Sonntag, 20. Februar 2011

Bildung/Integration

20. Februar 2011
Guttenberg bald wieder über den Schwindel-Berg

Die Springer-Presse macht sich Sorgen. Die "Welt" hielte einen Rücktritt für falsch. "Bild" findet keinen Rücktritt gut. "Bild am Sonntag" hat sogar bei emnid eine Umfrage in Auftrag gegeben. Ergebnis - laut Schlagzeile: "Für Deutsche ist Guttenberg kein Schwindler". Liest man den Artikel, erfährt man: Diese Auffassung vertreten nicht etwa alle Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer, sondern 57 Prozent. Die Überschrift ist also ein wenig geschwindelt. Was zum Thema passt.

Warum aber sich Sorgen machen um den Bundesverteidigungsminister und darüber, dass er aus dem Amt scheiden könnte? Hilfreich könnte doch sein, was Politikerinnen und Politiker immer wieder sagen: Bildung dient der Integration. Guttenberg müsste also für das politische Überleben: Die von ihm abgegebene Doktorarbeit lesen. Begreift er den Inhalt, hat er sich weitergebildet und dürfte sich auch wieder Doktor nennen. Schon könnte er weitermachen wie bisher.

Flankierend sollte sich der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages umbenennen in Wissenschaftlicher Dienst für alle, die Doktor- oder Diplomarbeiten nicht selbst schreiben wollen. An den wenden sich dann die Doktorväter, damit sich Studentinnen und Studenten, die Wert auf Titel legen, unbeschwert und stressfrei wichtigeren Dingen widmen können wie Guttenberg das vorgelebt hat: Karriere machen, Familie gründen.

Diese Regelung wäre selbstverständlich endlich, denn irgendwann gäbe es auch im Wissenschaftlichen Dienst keine Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr, die sich eigene Gedanken gemacht haben. Sogleich könnte man Universitäten und Hochschulen schließen, das Bildungssystem wäre nicht mehr so teuer.

Das wäre doch gut...

Donnerstag, 17. Februar 2011

Doktor banausa

17. Februar 2011
Muttis Beliebtester studiert mit Praxisbezug

Ist Muttis Beliebtester ein Doktor banausa? Was oder wer gehört noch zu den Bayreuther Doktorspielen von Karl-Theodor zu Guttenberg (39), der 2006 eine Arbeit mit dem Titel "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und in der EU" vorgelegt hat?

Damit war sicherlich nicht zu rechnen - am wenigsten vom jetzigen Verteidigungsminister: Gut vier Jahre später ist dieses eher dröge wirkende Werk ein Aufreger. Fast schon stündlich melden sich unfreiwillige Mitautorinnen und Mitautoren, die jetzt nicht etwa ein Zweitveröffentlichungshonorar verlangen, sondern sich darüber beklagen, dass sie in diesem Werk mit eigenem Gedankengut auftauchen, das nicht als solches gekennzeichnet worden ist.

Wer hätte das denn auch nur zu denken gewagt? Ein wenig "Frankfurter Allgemeine Zeitung", eine Prise "Neue Zürcher Zeitung" und ein bisschen US-Botschaft machen einen Doktor-Hut? Und zwar "summa cum laude".

Diese Bestnote für über Seiten Abgeschriebenes hat Franz Josef Wagner heute in der "Bild-Zeitung" zum Verbündeten von Karl-Theodor zu Guttenberg gemacht. Der schreibt: "Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor."

Wie Recht der "Bild"-Mann doch hat! Schon lange gibt es Klagen darüber, dass Studentinnen und Studenten ohne jeden Praxisbezug vor sich hinlernen. Damit hat Muttis Beliebtester 2006 Schluss gemacht. Der schummelte einfach ein wenig - und bereitete sich so auf eine Laufbahn als Politiker vor.

Nun behaupten Regierungskreise, die Doktor-Geschichte sei von der Opposition in die Medien-Welt gesetzt worden, um dem Verteidigungsminister zu schaden. Möglich ist aber auch immer noch: Mutti und ihr Beliebtester nutzen den Plagiatsvorwurf, um von anderen Vorwürfen abzulenken. Denn: Welches Medium interessiert sich jetzt noch für die Gorch Fock, für geöffnete Feldpost und für den Hindukusch?

Alle Augen sind gerichtet auf Bayreuth. Die dortige Uni verlangt vom Minister eine Stellungnahme innerhalb von 14 Tagen. Jetzt überlegen möglicherweise einige fieberhaft: Wo schreiben wir die ab? Oder legt Karl-Theodor zu Guttenberg dieses Mal ein eigenes Werk vor?

Sonntag, 13. Februar 2011

Aufgelesen

13. Februar 2011
Kinderarmut verdoppelt

Sehr geehrte Frau von der Leyen,


seit 2005 hat sich in Deutschland die Armut, die Kinderarmut und die Anzahl der Tafeln verdoppelt.

Readers Edition, 13. Februar 2011

Montag, 7. Februar 2011

Chefinsache

7. Februar 2011
Hartz IV oder Muttis Klügsten fragen

Zehn Stunden haben sie genächtigt, dann haben sie sich wieder ohne Einigung getrennt. Bundesregierung und Opposition streiten sich weiter über Hartz IV, der Bundesrat wird am Freitag wohl kaum entscheiden können. Oder doch?

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Thema jetzt zur Chefinsache gemacht. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen traut sie wohl den Durchbruch nicht mehr zu. Aber: Schafft´s Mutti?

Beim Regelsatz steckt der Karren fest, bei der Finanzierung des Bildungspaketes gibt es SPD-Spott und beim Mindestlohn müsste Merkel einen großen Satz nach vorne machen. Und schon wäre die nächste Koalitionskrise da.

Sagt der Bundesrat endgültig Nein, ist das Gesetz gescheitert. Dann würde es heißen: Die Koalition hat nicht nur eine Krise, sie ist auch handlungsunfähig.

Die SPD könnte sich die Wahlkampfhände reiben. Denn wer weiß schon noch, wer sich diesen Murcks ausgedacht hat? Wer erinnert sich noch an die Behauptung, dass mit Hartz eine bessere Zeit für Arbeitslose angebrochen sei? Wer hat das noch gleich gesagt?

Ob ein Hartz-IV-Empfänger ab 1. Januar 2011 fünf oder elf Euro mehr im Monat bekommt, kann wohl kaum ein Grund für das Scheitern der Verhandlungen sein. Beide Erhöhungen sind lächerlich.

Wenn also Mutti etwas zu den wichtigeren Themen Bildungspaket und Mindestlohn einfällt, wäre das sozusagen ein Gesellinnenstück. Vielleicht fragt sie einmal Muttis Klügsten, ob der eine Idee hat.

Oder man macht erneut Heiner Geißler zum Schlichter, organisiert Internetkonferenzen und stellt das Ergebnis zur Abstimmung. Unterirdisches kann der doch.

Dienstag, 1. Februar 2011

Quotenfrauen/Frauenquote

1. Februar 2011
Für Großunternehmen ist doch alles Teflon

Die Tage sind kurz, die Nächte lang, da kann frau sich nicht nur mit Hartz-IV-Diskussionen die Zeit vertreiben. Da muss noch ein Thema her. Und so bekommen sich derzeit die Roland-Koch-Quotenfrau Kristina Schröder (Bundesfamilienministerin, 100 Prozent Frau, schwanger) und Ursula von der Leyen (Bundesarbeitsministerin, 100 Prozent Frau, oft genug schwanger) in die Perücken.

Diese beiden 100-Prozent-Frauen zerren sich an den Haaren durch die Medien, Kristina Schröder hält nichts von einer gesetzlichen Frauenquote von 30 Prozent für Vorstände und Aufsichtsräte großer börsennotierter Unternehmen. Sie hat schließlich auch anders Karriere gemacht. Schon als Kind kannte sie die Namen aller Minister und zählte sie bei einer CDU-Veranstaltung auf. Das machte Eindruck. Die Frauen-Weichen waren gestellt. Deshalb ist sie für: Weich bleiben.

Ursula von der Leyen dagegen ist für hart werden. Haben Hagere so an sich. Denen müsste man eigentlich auch den täglichen Gang zum Kühlschrank gesetzlich vorschreiben. Sonst hauen die nie richtig rein. Morgens 30 Prozent mehr Kalorien würde die ganz schön auseinander treiben.

Davon hält zurzeit Angela Merkel allerdings noch nichts. Wenn es irgendwo Zoff gibt, bleibt die Bundeskanzlerin (auch Frau, nie schwanger) erst einmal im Hintergrund. Neigt sich die Waage in der Regierung oder in der Partei zu einer Seite, springt sie mit drauf und schon schlägt die Nadel aus.

Hat sie von einem anderen politischen Schwergewicht so gelernt. Deshalb nennt man diesen Politiker  "Kanzler der Einheit". Der hat Merkel zu "seinem Mädchen" gemacht. Seither weiß sie: Die Zukunft gehört den Stillen im Lande, weil die Zeit irgendwann reif ist. Dann muss nur noch jemand wegen eines Skandals Kohl reden.

Schon ist frau am Ruder. Manchmal in der Politik. In der Wirtschaft aber nie. Personalentscheidungen für Männer sind dort von Skandalen und Affären völlig abgekoppelt. Und da glaubt Ursula von der Leyen tatsächlich, irgendein Unternehmen würde sich an das Frauenquoten-Gesetz halten? Als ob es in der Wirtschaftswelt großer Unternehmen auf einen Gesetzesbruch mehr oder weniger ankäme...

Wo alles Teflon ist, rutschen auch die Peanuts runter. Und Ursula von der Leyen ins Abseits. Wie voriges Jahr bei der Wahl des Bundespräsidenten.