Sonntag, 12. Mai 2013

CDU-Propagandalügen

Über die deutsche Einheit

"Im niedersächsischen Landtag kam es im Mai 1989 zum Eklat, als Oppositionsführer Gerhard Schröder (SPD) die Wiedervereinigung als pure Illusion abtat. Johannes Rau, damals SPD-Ministerpräsident in NRW, forderte eine Woche nach der Maueröffnung das sofortige Ende der Wiedervereinigungsdebatte. Der hessische SPD-Landesvorsitzende Hans Eichel beschimpfte die Befürworter der Einheit im November 1989 als realitätsferne Verhinderer deutsch-deutscher Politik."

Hat der "Focus" am 30. September 2000 führende Politiker der SPD an den Pranger gestellt. Dass Schröder, Rau, Eichel und andere 1989 diese Auffassungen vertreten haben, beweist nur eins: Die meisten Politiker sind von der Realität so weit entfernt, dass sie die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht mehr füllen können. Jetzt darf auch Angela Merkel an den Pranger gestellt werden. Sie ist genauso fantasielos gewesen, berichtet heute die "Bild am Sonntag" (BamS). Der Historiker Ralf Georg Reuth will herausgefunden haben: "Angela Merkel trat als Reformkommunistin für einen demokratischen Sozialismus in einer selbstständigen DDR ein." Der BamS-Kolumnist Martin S. Lambeck erinnert sich plötzlich an eine Äußerung von Merkel in Polen. Die Bundeskanzlerin soll im Sommer 1989 ihren Gastgebern gesagt haben, dass deren Einschätzung, jetzt komme die deutsche Einheit, "Quatsch" sei.

Man hätte schon früher dem DDR-Volk aufs Maul schauen können, das hat man aber offenbar nicht gekonnt. Auch Gerhard Schröder meinte, er kenne die Menschen jenseits der Elbe, weil er für ein paar Minuten auf dem Badeplatz in Bad Elster (Sachsen) war.

Schon lange vor 1989 haben sich viele DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger als "Menschen zweiter Klasse" gefühlt, wenn sie sich an den Intershop-Schaufenstern die Nasen plattdrücken mussten, während sie eine Währung in der Geldbörse hatten, die nicht überall den Wert besaß wie die D-Mark und mit der sie nicht einmal im eigenen Lande überall einkaufen konnten. Die Intershops dienten als Devisenbeschafferinnen. So wurde für viele DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger die D-Mark zu einem Symbol für Freiheit - sogar in ihrem eigenen Staat. Diese Zerreißprobe fingen Menschen in Karl-Marx-Stadt mit diesem Bild ein: Dort stand das Marx-Denkmal auf der einen, der Intershop auf der anderen Straßenseite. Bei Regen hieß es: "Karl Marx weint wegen des Intershops."

Als die Mauer gefallen war, entstand ein Währungs-Sog, es schien zusammen zu wachsen, was zusammen gehörte (Willy Brandt), doch schnell wuchs auch der Eindruck, der Westen wolle den Osten bevormunden, dafür prägten die Menschen jenseits der Elbe den Begriff "Besser-Wessis" und diesseits der Elbe "Dunkel-Deutschland", dem man heimleuchten müsse. In vielen Köpfen spukte immer noch die Vorstellung herum, der eine Staat mache dem anderen Staat Geschenke, für die man sich gefälligst zu bedanken habe bzw. für die man sich leider bedanken soll.

Als formaler Akt ist die Einheit Geschichte, Vielfalt, von der nicht mehr geträumt werden muss, ist viel zu oft noch Zukunftsmusik. Die vom Volk gespielt werden muss, denn: Wir schreiben die Melodie!